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... und vielleicht auch eine Antwort auf die zunehmende Un-Attraktivität von Führungsjobs?
Leider immer noch eine Seltenheit: Teilzeitführung. Doch im Rahmen des zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Wandels verändern sich auch traditionelle Dinge in der Arbeitswelt wie z.B. „Führungsmodelle“. War dies noch - und ist es aktuell leider heute immer noch überwiegend – ein ganz klassisches „Vollzeitmodell“, weichen diese starren Arbeitszeitstrukturen nun auch für Führungskräfte auf.
Leider immer noch eine Seltenheit: Teilzeitführung. Doch im Rahmen des zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Wandels verändern sich auch traditionelle Dinge in der Arbeitswelt wie z.B. „Führungsmodelle“. War dies noch - und ist es aktuell leider heute immer noch überwiegend – ein ganz klassisches „Vollzeitmodell“, weichen diese starren Arbeitszeitstrukturen nun auch für Führungskräfte auf.
Inhalt:
Dynamik in der Führungswelt
Zeit als neues Geld
Auch Führungskräfte haben Bedürfnisse
Spielräume die wir haben
Arbeitszeit - eine Frage der Haltung
Fazit
Dynamik in der Führungswelt
Hier liegen sicherlich verschiedene Einflüsse
zugrunde, die das starre Denken bezogen auf Arbeitszeit für Führungskräfte
aufbrechen: Agile Arbeitsweisen, mobiles Arbeiten, überhaupt das „Auflösen von
Arbeitszeit und klassischen Arbeitsräumen“, welches immer leichter durch die
digitale Technik ermöglicht wird, spielen eine große Rolle. Und auch die „#NewWork-Bewegung“
trägt hier viel Gutes zu bei. Letztendlich wahrscheinlich auch der Umstand,
dass es wohl auch immer weniger Menschen gibt, die sich für eine
Führungsposition interessieren.
Grafik: B. Redmann |
Der Trend ist in Unternehmen absolut rückläufig: viele jüngere Mitarbeiter haben kein Interesse daran, "Führung" zu übernehmen. Das Generationen-Stichwort hierzu lautet: "genug ist genug". Und auch für Mitarbeiter im "besten Alter" ist das "bisschen" mehr Gehalt, was es im Vergleich für eine Führungsposition gibt in Relation zur Verantwortung und dem empfundenen Stress schon lange kein Anreiz mehr. Hier sind sich also alle ziemlich einig.
Zeit als neues Geld
Mit Statussymbolen und Gehalt können
Unternehmen Führungspositionen nicht
mehr schmackhaft machen.
Bleibt die Ressource Zeit. Zeit wird immer
wichtiger: Für Unternehmen, weil sie die Mitarbeiter benötigen, die möglichst
umfänglich zur Verfügung stehen und so der Kunde im besten Fall im 24/7-Service
bedient werden kann. Auf der anderen Seite wird es für Mitarbeiter immer
wertvoller im Leben, über selbstbestimmte Zeit und frei verfügbare Zeit zu
verfügen. Es mag widersprüchlich erscheinen und manchem eher konservativen "Unternehmensfürsten" dreht sich hier vielleicht auch der Magen um, - doch gerade in verantwortungsvollen, kreativen und leistungsfordernden Jobs sind viele Mitarbeiter ausgeglichener, leistungsbereiter und auch glücklicher, wenn sie viele wichtige Bedürfnisse für sich erfüllen können. Und der Faktor Zeit - für was auch immer - ist eine ganz wichtige Facette hierbei. Wenn man so will hat also von "frei verfügbarer Zeit für den Mitarbeiter" der jeweilige Betrieb auch wieder einen großen Nutzen: er wird und ist attraktiv für seine oder künftige Mitarbeiter. Und je attraktiver ein Arbeitgeber für den einzelnen ist, desto verlässlicher und loyaler verhalten sich "seine" Mitarbeiter.
Eine hohe Zeitflexibilität ermöglicht es den Mitarbeitern,
ihre privaten Belange und ihre Arbeitsanforderungen miteinander zu verbinden.
Das muss gar nicht immer die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen– und damit oft ein „Frauenthema“
sein. Es geht genauso darum, einem besonderen
zeitaufwendigen Hobby nachgehen zu können und dem, was einem Spaß macht oder wichtig ist...oder einfach auch nur lange An- und
Abfahrtswege zur Arbeitsstätte einsparen zu können. Der Grund ist fast egal, - wichtig ist, die Zeit so nutzen zu können, wie es sich die oder derjenige für sich wünschen.
Auch Führungskräfte haben Bedürfnisse
Das gilt für Männer und Frauen genauso wie für Jüngere und Ältere und wirkt sich
auch bei allen positiv auf das Wohlbefinden und alle Aktivitäten außerhalb des
Jobs aus: Gesundheit, Familie, Freundschaften, ehrenamtliches Engagement.
Arbeiten von zuhause aus oder an anderen Orten oder eben auch weniger zu
arbeiten, kann daher die Verbindung von Arbeit und privaten Bedürfnissen
optimieren.
Ja, und das mit den Bedürfnissen und dem
Glück, das gilt natürlich alles auch für Führungskräfte. Zudem heißt es in § 6
Teilzeitbefristungsgesetz zur Förderung von Teilzeit: „Der Arbeitgeber hat den
Arbeitnehmern, auch in leitenden Positionen, Teilzeitarbeit nach Maßgabe dieses
Gesetzes zu ermöglichen“. Gesetzlich wird Teilzeitführung also explizit
unterstützt und es ist kein Showstopper, Führungskraft zu sein.
Spielräume die wir haben
Und wenn wir mal genau hinschauen, dann gibt
es sogar schon seit einiger Zeit einen gesetzlich erlaubten betrieblichen
Spielraum zur Arbeitszeitgestaltung. Ein Paradebeispiel hierfür ist das
Jobsharing:
Jobsharing
liegt vor, wenn sich zwei oder mehr Arbeitnehmer die Arbeitszeit für einen
Arbeitsplatz teilen. Der Unterschied zu einem „normalen“ Arbeitsverhältnis besteht darin, dass das Direktionsrecht des Arbeitgebers hinsichtlich der
Arbeitszeit bei einem Job-Sharing-Arbeitsverhältnis – auch ohne spezielle
Regelung im Arbeitsvertrag – in der Weise eingeschränkt ist, dass die
Job-Sharer die Verteilung der Arbeitszeit untereinander selbst bestimmten
können. Ihnen kommt insoweit eine gewisse Zeitsouveränität zu. Die dabei
aufgestellten Arbeitszeiten sind dem Arbeitgeber rechtzeitig bekannt zu geben.
Nur wenn ein rechtzeitige Mitteilung unterbleibt oder auch keine Einigung
erzielt wird, dann darf der Arbeitgeber eingreifen.
Damit würde sich gerade vor dem Hintergrund
der eigenen Verantwortlichkeit, dieses Modell aktuell gut eigenen können;
entspricht es doch stark dem Wunsch nach Selbstbestimmung und
Eigenverantwortung. Das Modell des Job-Sharings existiert bereits seit den
80ger-Jahren. Die Praxisbedeutung, die es bisher erlangt hat ist absolut
gering. Insbesondere auch im
Führungsbereich…
Neben dem Job-Sharing gibt es immer die
Möglichkeit, individuell ein Arbeitszeitmodell festzulegen. Dies erfordert für
ein gutes Gelingen allerdings folgende Zutaten:
- Es braucht die Bereitschaft von beiden Seiten
- Eine genau passende Lösung deckt die betrieblichen Interessen des Unternehmens
und die privaten Interessen des Arbeitnehmers ab - Kreativität - passende Lösungen gibt es nicht von der Stange und wollen entwickelt werden
- Mut, einfach auch mal etwas "Neues" auszuprobieren
Und damit bin ich eigentlich beim
entscheidenden Punkt. Woran es aus meiner Erfahrung oftmals scheitert und warum
vielleicht die bereits vorhandenen gesetzlichen und vertraglichen Möglichkeiten
insbesondere bei Führungskräften nicht ausgeschöpft werden, liegt daran, dass
es ein Umdenken in der Zusammenarbeit erfordert.
Bild/Grafik: B. Redmann |
Arbeitszeit - eine Frage der Haltung
Führungskraft zu sein, bedeutet nicht, allzeit
verfügbar zu sein. Im Gegenteil: Als Führungskraft werde ich doch umso mehr für
mein geleistetes Ergebnis bezahlt, als für meine Präsenz. Anwesenheit ist nicht
gleich Leistung.
Doch irgendwie scheint dieser Gedanke immer
noch in vielen Köpfen zu stecken. Und damit meine ich gar nicht mal nur die
obersten Entscheidungsetagen in den Unternehmen: Mitarbeiter empfinden es
oftmals genauso befremdlich, wenn sie eine Führungskraft haben, die in
„Teilzeit“ da ist. Das wird am Anfang sehr skeptisch beäugt. Meistens steckt
folgendes - eher pessimistisches - Denken dahinter:
Es besteht ein Führungsbedarf genau dann, wenn
die Teilzeit-Führungskraft gerade nicht da ist.- So kommen von einer Entscheidung abhängige
Arbeitsprozesse zum Erliegen, bis die Teilzeit-Führungskraft wieder da ist.- Dieses kollidiert mit den von der
Teilzeit-Führungskraft eigentlich geplanten Tätigkeiten. - Die
Teilzeit-Führungskraft muss also (ständig) neu priorisieren. - Letztlich dauert alles länger...
Grafik/Bild: B. Redmann |
Damit sich dieses Denken nicht verwirklicht
bedarf es als ganz entscheidende Komponente Vertrauen und ein entsprechendes
„Miteinander“. Und dieses vom und im gesamten Team und Unternehmen, damit eine
Teilzeitführung fruchten kann. Vertrauen und Akzeptanz ist keine Einbahnstraße
sondern ist von allen beteiligten Seiten zu geben.
Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt
ist, dass dem Vertrauen und der Akzeptanz auch entsprechende Taten folgen
müssen. Anders ausgedrückt: jede Vereinbarung muss wirklich gelebt werden: Damit
Teilzeit erfolgreich funktioniert, sind eine gute Abstimmung, eine hohe
Selbstorganisation und eine absolute Verlässlichkeit erforderlich. Verantwortung,
Entscheidungen, Arbeitsabläufe müssen entsprechend darauf abgestimmt werden. Und
auch diese gilt bei allen Beteiligten, bei der Teilzeit-Führungskraft genauso
wie im Team und genauso wie bei Kollegen und Unternehmensspitze. Derjenige, der
nicht da ist, muss sich absolut auf sein Team und die Organisation verlassen
können. Und das Team und das Unternehmen muss sich absolut auf den
verbindlichen Teilzeiteinsatz verlassen können. Wenn das gegeben ist, dann ist
geteilte Zeit ein Gewinn für alle.
Fazit:
Teilzeitführung wird
zunehmend stärker in den Unternehmen angeboten werden müssen, um einerseits den
Anforderungen einer veränderten Gesellschaft und Arbeitswelt gerecht zu werden
und andererseits auch als Funktion attraktiv zu sein. Darüber hinaus wirkt es
sich durch die erhöhte Identifikation, die Berücksichtigung von beiden
Bedürfnisseiten und die gemeinsame Lösungsfindung sehr positiv auf die
Arbeitsbeziehung und die Leistungskraft aus.
Die Einführung
solcher Führungsteilzeit ist bereits jetzt schon sehr gut mithilfe von
individuellen Vereinbarungen und der Ausschöpfung von gesetzlichen Modellen möglich.
Hier ist weniger das Entwickeln des richtigen Zeitkonzeptes das Problem, als
eher eine positive Einstellung zur Vorgehensweise zu haben sowie den Mut und
die Konsequenz das passende Modell zu leben.
Aus eigener Erfahrung
weiß ich, wie wichtig es hierbei ist, dass solche Modelle von „ganz oben“
vertrauensvoll mitgetragen werden. Wenn von der Unternehmensleitung eine
ernstgemeinte Bereitschaft zur Führung in Teilzeit besteht, dann schlägt sich
das auch automatisch auf die Belegschaft nieder.
Entscheidend ist also
die Einstellung dazu – dann klappt’s auch mit der Umsetzung.
Quellen/Hinweise:
1) Redmann, Britta, Agiles Arbeiten im Unternehmen, Haufe 2017
2) AuA, Teilzeitführung, 8/2017, 256
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