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In Deutschland folgt eigentlich jede
Veränderung einem detaillierten Plan. In
der agilen Transformation folgt eigentlich jeder Plan irgendwann immer der sich gestaltenden Veränderung:
„AgilesMindset vs. GermanPlan Mindset“
Entscheidet sich nun ein Unternehmen, sich in
seiner Organisationsform hin zu einer agilen – meist flacheren und flexibleren
– Arbeitsorganisation zu verändern (oder besser: zu transformieren) kann dies
schon mal zu der ein oder anderen Herausforderung führen. Das betrifft sowohl
die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern als auch die Zusammenarbeit mit einem
ggf. im Unternehmen bestehenden Betriebsrat.
Ein Ausgangspunkt der Betrachtung ist idR die
„Angst vor der Veränderung“ – unser „German Angst“ Mindset, eine Prise
„Steuerungsfetischismus“ und die Angst vor einem Kontrollverlust. Dann wird häufig
nach einem Plan verlangt, der die Risiken reduziert und schon durch die
Existenz oder das Verhandeln eines Plans beginnt das Entstehen des ersehnten Gefühls
der Sicherheit.
Inhalt:
Interessenausgleich + Sozialplan heißen die Pläne auf "arbeitsrechtlich"
Das Ziel weist den Weg!
Agilität stellt das Arbeitsrecht vor neue Herausforderungen
Einzahlen auf eine Emotionskultur
Gefühle sind der Schlüssel
Interessenausgleich + Sozialplan heißen die Pläne auf "arbeitsrechtlich"
Das deutsche Arbeitsrecht hat dieser
Psychologie in bemerkenswerter Weise Rechnung getragen, denn im
Betriebsverfassungsgesetz heißen „die Pläne“ „Interessenausgleich“ und
„Sozialplan“. Und da diese Pläne durch Betriebsräte mitgestaltet werden, haben
die Mitarbeiter auch keinen Kontrollverlust, da man anhand der Pläne – es sind
halt unbestechliche objektivierte Maßstäbe - genau feststellen kann, wenn es zu
riskanten und/oder auch nur ungewollten Abweichungen von diesen Plänen kommt.
Wie kann man nun angesichts einer solchen
psychologischen und rechtlichen Ausgangslage eine „agile Transformation“
erfolgreich in die Wege leiten?
Das Ziel weist den Weg!
Das Ziel weist den Weg! Der Trend bei agilen
Organisationsgestaltungen geht eher weg von einer hierarchischen Form hin zu
einer Netzwerkbildung. Dies ist oftmals verbunden mit einer erweiterten
Verantwortungsübernahme in den Teams selbst
- Stichwort: Selbstorganisation. Damit einher geht auch die
Selbstführung in den Teams, was gleichzeitig weniger Führungsaufgaben bei
einzelnen Führungskräften zur Folge hat.
Das alles bleibt nicht ohne Auswirkung auf die
Rolle von Arbeitgeber und Mitarbeitern: sie verlieren an der bisherigen Kontur…aber
sie gewinnen an Kontrolle über die Veränderungen und gestalten sie aktiv mit!.
Dies erzeugt Transparenz und Sicherheit.
Bisherige Rollen und das
Selbstverständnis von Führungskräften und Mitarbeitern verändern sich folglich
durch einen agilen Transformationsprozess.
Dies hat wiederum Auswirkungen auf die
Personalabteilungen: diese müssen Führungskräfte und Mitarbeiter im Prozess zu
einer agilen Organisation begleiten und stärken und emotionale Impulse behutsam
und wertschätzend begleiten und aufnehmen.
Agilität stellt das Arbeitsrecht vor neue Herausforderungen
Die Bewältigung – und
vor allem auch die gemeinsame Bewältigung – dieser Veränderung in der Arbeitsbeziehung zwischen
Unternehmen, Mitarbeitern und auch Betriebsräten stellt gerade das Arbeitsrecht
vor neue Herausforderungen. Unser Arbeitsrecht würde zu einer Zeit konzipiert,
da war die Idee der Agilität noch gar
nicht in der Welt 😉
Damit agile Spielräume so weit wie möglich
erschlossen werden können, ist es aber wichtig, auch die rechtlichen
Rahmenbedingungen zu kennen und zu beachten, in denen sich Arbeitgeber bewegen
dürfen. Sind diese bekannt, kann agiles Arbeiten schöpferisch und rechtssicher
gestaltet werden. Denn jede Abweichung vom Recht ist aus Sicht vieler
Zeitgenossen eine Abweichung „vom rechtlichen Plan“ und daher nicht
tolerierbar!
Einzahlen auf eine Emotionskultur
Darüber hinaus schafft und braucht (!) Agilität
auch eine bestimmte Unternehmenskultur. Sofern sich Unternehmen also dafür
entscheiden, agil zu arbeiten, ist das ein Einzahlen auf eine Vertrauenskultur
und damit eine Emotionskultur. Und damit dieses Vertrauen belastbar wird, sind bestimmte rechtliche Gesichtspunkte
zu beachten. Rechtliche Regelungen schaffen Transparenz und Verbindlichkeit. Diese
erzeugen Verlässlichkeit und erlebte und erfahrene Verlässlichkeit schafft Vertrauen.
Genauso wie Personaler sind also auch
Betriebsräte wichtige Funktionsträger und Mitgestalter in Unternehmen und Organisationen.
Und genauso wie für Personaler ist es auch Teil der Aufgabe eines
Betriebsrates, auf rechtliche Konformität zu achten. Und natürlich geht es auch
beim agilen Arbeiten um rechtliche Belange, die Arbeitsverhältnisse von
Mitarbeitern und Mitbestimmungsangelegenheiten von Betriebsräten betreffen.
Veränderungen in den Tätigkeiten und Organisationseinheiten, Einführung von
mobilem Arbeiten, Auflösung von z.B. Einzelbüros zugunsten einer anderen Raumgestaltung und/oder auch die
Anwendung bestimmter Arbeitsmethoden wie z.B. Scrum oder Design Thinking können
rechtliche Auswirkungen sowohl für den einzelnen Arbeitnehmer
(individualrechtlich) als auch bezogen auf Mitbestimmungsrechte des
Betriebsrates (kollektivrechtlich) haben.
#Legal Check
Individualrechtlich, z.B.
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Kollektivrechtlich, z.B.:
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Versetzung
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§ 99 BetrVG Mitbestimmung
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Persönlichkeitsrecht
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§ 87 BetrVG Mitbestimmung
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Arbeitsschutz
|
§§ 111, 112 BetrVG Mitbestimmung
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Datenschutz
|
§ 90 BetrVG Unterrichtung / Beratung
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Arbeitszeitgesetz,
Teilzeitbefristungsgesetz, etc.
|
§ 92 BetrVG Unterrichtung / Beratung
|
AGG
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§ 80 BetrVG Überwachung
|
Tabelle: B. Redmann
Die oben erwähnte große agile
Gestaltungsfreiheit verlangt von allen betrieblichen Akteuren also einen Mix
besonderer Emotionen und Eigenschaften: Mut, Pioniergeist und mehr Kreativität
zum Ausprobieren von praktischen Lösungen. Hier sind alle gefragt. Mitarbeiter,
Personaler, Betriebsräte, Führungskräfte, Firmeninhaber…
Einer alleine kann hier wenig bewegen: Eine
agile Transformation lebt und vollendet sich durch „das Gemeinsame“.
Das wird dem einen leichter und dem anderen
schwerer fallen: wir sind alle Menschen und dem einen fallen Veränderungen oder
Ideen für neue Herangehensweisen als auch die Gelassenheit, etwas
auszuprobieren leichter als einem anderen. Dieser Umgang mit Veränderung hat auch
meines Erachtens nichts mit der “ bisherigen Rolle eines Menschen im
Unternehmen zu tun sondern eher mit der Persönlichkeit.
Gefühle sind der Schlüssel
Umso wichtiger, in einem agilen Transformationsprozess,
das hier Unternehmensleitung und Personalbereich gemeinsam mit dem Betriebsrat
die Veränderung angehen und hier als positive emotionale Vorbilder und Teile
eines „agilen Transformationsteams“ zusammenarbeiten und gestalten.
Am Ende muss ich einräumen, dass mir diese Zusammenhänge nicht aufgefallen sind, weil ich Juristin und Anwältin bin, sondern wegen meiner weiteren Erfahrungen als Coach oder Mediatorin. Das Recht klammert Gefühle halt gern aus…die Wirklichkeit nicht 😊
Am Ende muss ich einräumen, dass mir diese Zusammenhänge nicht aufgefallen sind, weil ich Juristin und Anwältin bin, sondern wegen meiner weiteren Erfahrungen als Coach oder Mediatorin. Das Recht klammert Gefühle halt gern aus…die Wirklichkeit nicht 😊
Quellen/Hinweise
1) Redmann, Britta, Agiles Arbeiten im
Unternehmen, Haufe, 2017