Foto: T. Borchert |
Vor einigen Wochen habe ich
begonnen, mich wieder verstärkt mit diesem Thema zu beschäftigen. Dabei war es
mir wichtig, weg von „pauschalen“ Studien oder Strömungen eher konkret auf die Menschen
zu schauen, die mir im Alltag begegnen und die mich besonders interessieren.
Uns Menschen macht ja gerade aus, dass wir nicht nur Stereotypen sind – sondern
in jedem von uns ein ganz individueller Kern steckt, der uns auf gleiche
Situationen unterschiedlich empfinden lässt. Geschmäcker sind daher auch
verschieden – und das gilt besonders für Karrierevorstellungen.
Es geht also nicht um
wissenschaftliche Vollkommenheit sondern um persönliche Impulse, Anregungen und
Sichtweisen. Eine Einladung an alle, die Lust haben, ihre Perspektiven und ihr
Verständnis zu erweitern und sich neugierig auf die Motivation eines anderen
einlassen mögen.
Also
Was bedeutet Karriere für mich persönlich?
das war die Frage, die ich Tobias
Borchert (31)– IBM Product Specialist / Marketing Manager bei VEDA GmbH
gestellt habe. Und das ist seine ganz persönliche Beschreibung hiervon:
Foto: T. Borchert |
Ich sitze gerade am
Flughafen, um in den für mich wohl verdienten Jahresurlaub zu fliegen. Hier am
Gate 42 des Düsseldorfer Flughafens sitzen mit mir viele junge Pärchen, Eltern
mit Kindern, Backpacker und Karriere-Typen. Diese Karriere-Typen wie man sie
aus Filmen wie „Up in The Air“ mit George Clooney oder „Lost in Translation“
mit Bill Murray kennt.
Der Ausgleich zwischen Karriere
und Privatleben muss stimmen. Und die Gewichtung der Waage muss jeder für sich definieren.
In meiner Waagschale der Karriere liegen drei Gewichte:
1. Geld:
Wie in der Physik definiert,
ist Arbeit nichts anderes als Leistung/Zeit.
Im Laufe meines Lebens - und
ich bin erst/schon 31 - haben sich gewissen Ansprüche entwickelt. Ich möchte in
meinen eigenen vier Wänden wohnen, ein Auto fahren, die Spülmaschine
einschalten, bei Netflix und Amazon Filme schauen, Musik bei Spotify hören, mich
in meinen Hobbies entfalten und natürlich in den Urlaub fliegen. Dazu brauche
ich Geld und dafür gehe ich arbeiten. Ich verkaufe meine Zeit und meine
Leistung an das Unternehmen.
Habe ich so viel Geld, dass die
Ebenen meiner Bedürfnispyramide erfüllt sind, ich etwas spare und meiner
Freundin ab und an etwas Schönes schenken kann, habe ich keinen Grund mich zu
beschweren. Ich bin mir auch im Klaren darüber, dass sich meine Bedürfnisse und
Anforderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ändern werden. Wird
beispielsweise aus meiner Freundin meine Frau und dazu kommen noch Kinder,
benötige ich zur Erfüllung vielleicht keine Fernreise, sondern ein Klettergerüst
und einen Sandkasten.
Meine Karriere muss also
passend zu meinem Privatleben funktionieren. Was nützt mir eine Frau mit Kindern
und ein Klettergerüst, wenn ich sie nur einmal im Monat sehe?
Andere streben vielleicht
nach Macht, Reichtum oder beidem. Stand heute würde ich das nicht von mir
behaupten. Alleine dadurch, dass ich essen kann worauf ich Lust habe, geht es
mir besser als 85% der Menschen auf der Erde. Und das ist leider viel zu
wenigen bewusst.
2. Persönliche Weiterentwicklung
Schlägt man Karriere im
Duden nach, liest man: „erfolgreicher Aufstieg im Beruf“ und die Synonyme
„Entwicklung“, „Laufbahn“ und „Werdegang“. Man spricht auch nicht umsonst von
der Karriereleiter. Ich versuche also nicht stehen zu bleiben, sondern immer
eine weitere Sprosse zu erreichen. Im Laufe meiner Karriere haben mich
Entscheidungen und auch Fehlentscheidungen in die Position gebracht in der ich
mich jetzt befinde.
Ich arbeite bei VEDA, einem
Softwareunternehmen, als IT-Consultant. Die genaue Bezeichnung: „IBM Product Specialist“.
Vereinfacht ausgedrückt berate ich Kunden in der Wahl Ihrer IBM Server Systeme
und bin zertifiziert diese zu verkaufen, zu installieren und über Ihre Laufzeit
zu betreuen.
Die Wahl meines Jobs kam natürlich nicht durch einen Würfelwurf, sondern
entstand aus dem Verlangen, mich und meine Fähigkeiten am Computer
weiterzuentwickeln.
Nach Schülerpraktika und
Schülerjobs absolvierte ich meine erste schulische Ausbildung zum Informationstechnischen
Assistenten, begann danach ein Studium in Informatik, wollte eigentlich in
einen technisch-kreativen Studiengang wechseln, landete aber bei VEDA.
Hier machte ich die
Ausbildung zum Systemintegrator und hatte nun schriftlich meine Qualifikation
für den Job, den ich ausübte. Ein Jahr später legte ich die Prüfung zum
Anwendungsentwickler ab und hatte somit meine dritte Ausbildung in der Tasche.
So gingen die ersten dreieinhalb Jahre recht schnell um. Inzwischen bin ich in
der Firma selbst verantwortlicher Ausbilder der Systemintegratoren.
Meine Kreativität hatte ich
bis dato nur in der Musik ausgelebt, in der ich auch heute noch meinen Ausgleich
zum Arbeitsleben finde. Außerdem habe ich vor wenigen Jahren meine Begeisterung
für Fotografie und Bildbearbeitung entdeckt. Solche Hobbies als Ausgleich sind
in meinen Augen wichtig, um auch im privaten Umfeld eine Weiterentwicklung zu
erleben.
Auch mein Unternehmen
erkannte meine kreative Ader und bot mir zunächst die Möglichkeit, mich in Marketingthemen
rund um das Thema Hardware auseinanderzusetzen. Nach sieben Jahren VEDA und
größeren Marketing-Projekten in Zusammenarbeit mit der Brand-Management-Abteilung
nutzte ich die Gelegenheit und bat um eine berufliche Weiterentwicklung, die
diese Seite verstärkt untersützt. Seitdem bin ich an zwei Tagen der Woche als
Marketing Manager ein Teil des Brand-Management Teams und an den anderen drei
Tagen, wie bisher, IBM Product Specialist.
Foto: T. Borchert |
All diese Entscheidungen,
Weiterbildungen, Hobbies und Misserfolge sehe ich als Sprossen auf meiner
Karriereleiter, die mich persönlich nach oben führen. Bei VEDA gibt es keine
großen Hierarchien. Aufstiegschancen im Unternehmen selbst sehe ich daher auch
langfristig nicht. Trotzdem möchte ich mich durch meine Leistungen hervorheben,
meine Fähigkeiten erweitern und mich hier im Unternehmen einbringen.
3. Spaß an dem, was ich mache
Als Mitarbeiter in einem
Unternehmen für HR Software muss man die Philosophie „New Work“ leben und sich
mit Themen und Trends der Personalwelt befassen und damit experimentieren. In
meinen Augen ist das einer der großen Vorteile genau hier in dieser Firma tätig
zu sein. Man sieht, was andere Unternehmen fordern und welchen Weg das Personalmanagement
einschlägt. Als Mitarbeiter bei VEDA, einem sog. „VEDAner“, steht man genau
dazwischen.
Es ist manchmal wie bei
einem Kind das laufen lernt: Man muss ab und zu fallen, um daraus zu lernen und
seinen Ablauf zu optimieren. Natürlich bin ich nicht immer d’accord mit den
Richtungen, aber muss man das immer sein?
Mir ist wichtig, dass ich
morgens gut gelaunt zur Arbeit fahre, dort meine Aufgaben gerne ausübe und mich,
soweit möglich, entfalten kann. Natürlich ist die Welt kein Ponyhof und nicht
jeder Tag und nicht jeder Kollege ist toll. Aber ich kann mich mit der
Philosophie von VEDA identifizieren und bin auch ein wenig stolz darauf, ein Teil
davon zu sein und meinen Beitrag dazu leisten zu können.
Was ist also Karriere für
mich? Für mich ist sie die Work-Life-Balance, ein persönliches Empfinden und
eine persönliche Leiter, auf der man sich die Sprossen selbst aussucht, um nach
oben zu kommen. Ich versuche gut zu sein in dem was ich mache, dabei Spaß zu
haben, aber mein Privatleben nicht zu vergessen.
Für Andere ist das alles vielleicht
nicht genug. Strebe ich nach Macht, strebe ich nach Geld oder strebe ich nach
Zufriedenheit? Das eine schließt das andere natürlich nicht aus. Aber ich bin glücklich
in dem was ich mache und hoffe, dass es so weitergeht und ich in erster Linie
zufrieden bin. Ich freue mich auf weitere Sprossen, Herausforderungen und Wege
die ich mir aussuche oder die mich überraschen.
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