Donnerstag, 25. Oktober 2018

Und was bitte ist Karriere? - Eine persönliche Studie mit lebendiger Fortsetzung Teil 3

Danke an Brendan Church, unsplash


Was bedeutet Karriere für Dich?

Unter diesem Motto hatte ich vor einiger Zeit begonnen, Menschen in meinem Umfeld danach zu fragen. Das Ziel dabei: weg von einer abstrakten Studie hin zu ganz persönlichen und individuellen Erfahrungen. Denn letztendlich kommt es doch immer auf den Einzelnen an, wie er sein Arbeitsleben gestaltet und damit auch, was Karriere für ihn bedeutet.
Es geht also nicht um wissenschaftliche Vollkommenheit sondern um persönliche Impulse, Anregungen und Sichtweisen. Eine Einladung an alle, die Lust haben, ihre Perspektiven und ihr Verständnis zu erweitern und sich neugierig auf die Motivation eines anderen einlassen mögen.
In jüngster Zeit beschäftigt mich unter anderem das Thema agile Arbeitszeiten und so fand ich es besonders interessant, mich mit Nathalie, 31 Jahre, zu unterhalten, die als duale Studentin sowohl arbeitet als auch studiert. Was ich so von außen beobachte erfordert das schon auch eine große Selbstorganisation, diese unterschiedlichen Zeitfenster (inklusive Lernphasen) unter einen Hut zu bekommen. Und ja, warum macht sie das? Ist ja nicht nur ein Spaziergang. Nur der Karriere willen?
Hier Nathalies Antwort: 
Karriere – bis vor kurzem habe ich mir über dessen Bedeutung gar nicht so viele Gedanken gemacht, bis Du, Britta, mit Deiner Frage auf mich zugekommen bist. Also was bedeutet es nun für mich… Ich glaube Karriere heißt nicht gleich immer Aufstieg, Geld und Macht, eine bessere Position im Job oder sogar Chef sein. Ich glaube Karriere, gerade für mich, bedeutet einfach, endlich das zu tun, was einem Spaß macht. Karriere kann vorwärts gehen, also die Leiter hoch, Karriere kann aber auch rückwärts gehen, also die Leiter wieder runter, was ich selbst schon schmerzlich erfahren musste. Eigentlich wollte ich unbedingt immer Anwältin werden. Das war schon immer der Plan für meine Karriere. Zur Schule gegangen, Abi gemacht, angenommen an der Uni Köln, Jurastudium begonnen. Bis dahin soweit alles ganz „nach Plan“.
Leider, wirklich leider, dümpelte das Studium so ein wenig vor sich hin und ich habe erst, als es eigentlich zu spät war, die Kurve gerade so noch bekommen und mein Grundstudium abgeschlossen. So richtig kann ich gar nicht beschreiben, warum das Studium vor sich dümpelte…Ich glaube es war einfach eine Mischung aus #Studentlife zu sehr genossen und einfach immer zu spät gelernt vor jeder Klausur J. Während dieser Zeit wurde mir dann aber doch eins klar: eigentlich will ich gar nicht Jura studieren, BWL gefällt mir doch viel besser J. Nach wie vor interessiere ich mich für sehr viele juristische Artikel und Themen, doch nachdem ich nicht mehr aufgehört habe jedes Essen auszurechnen bzw. neu zu kalkulieren, wenn ich einkaufen war und den Preis als zu niedrig oder zu hoch empfand, oder auch jede Rabattaktion aus Marketingsicht zu hinterfragen dachte ich mir, dass ich diese Gedanken doch mal weiterverfolgen sollte. 
Danke an Emily Morter, unsplash
Kurz entschlossen habe ich mich dann einfach an der EUFH (Europäischen Fachhochschule) beworben für General Management mit Spezialisierung auf Marketing und damit meine ursprünglichen Karrierepläne über Bord geworfen. Ich habe mich bewusst für ein duales Studium entschieden und nicht einfach an der Uni Köln den Studiengang gewechselt. Wie eingangs schon erwähnt bin ich auch nicht mehr die Jüngste ;-) und mir war es sehr wichtig, endlich in den Arbeitsalltag einzusteigen und einen Abschluss zu absolvieren. Ein entscheidendes Argument für mich war auch der Praxisbezug. Das in der Theorie Erlernte kann in der Regel - dieses Glück habe ich in meinem Unternehmen auf jeden Fall - sofort in die Praxis umgesetzt werden. Ich habe den Einstellungstest an der Uni bestanden und wurde in meinem Wunschunternehmen aufgenommen. Und aktuell kann ich fester Überzeugung sagen, dass es definitiv die richtige Entscheidung war, meine Karrierepläne, nach dem kleinen Karriereknicks, zu ändern und einen anderen Weg einzuschlagen. In meinem Unternehmen gibt es Aufstiegschancen, wir arbeiten auf Augenhöhe und leben flache Hierarchien. Es steht nicht die persönliche Maxime im Vordergrund, sondern gemeinsam und gemeinsame Ziele zu erreichen, die wir uns als Kollegen setzen und von der Geschäftsführung vorgelebt bekommen. Karriere bedeutet in meinen Augen einfach einen sicheren Job zu haben, ein Job der mein Privatleben respektiert und mich nicht 50 Stunden oder mehr wöchentlich schuften lässt, ein Arbeitsumfeld, das ich gerne jeden Morgen betrete und mit Kollegen zusammen zu arbeiten, die mittlerweile zu Freunden geworden sind. Und am Wichtigsten daran ist: ich mache genau das, was mir Spaß macht: Digitales Marketing, Messen, Designen und die Marke VEDA nach vorne zu bringen. Ich arbeite in einem super Team genau an den Ansätzen, die mich wirklich interessieren und dabei kommt sogar das Juristische aufgrund der DSGVO nicht zu kurz. In unserem Team ergänzen wir uns super und wir lachen viel. So bin ich produktiv, ausgeglichen und fokussiert. Natürlich möchte auch ich nicht auf der Stelle treten und schauen, wohin mich meine Karriereleiter noch bringt. All dies bedeutet für mich Karriere. 
Was bedeutet heutzutage Karriere in unserer Arbeitswelt aus Deiner Sicht? 

Das ist schwierig zu sagen, ich denke, dass Karriere ein subjektiver Begriff ist und ihn jeder für sich selber definieren sollte. Was mir aber häufig aufgefallen ist und ich auch immer wieder höre ist, dass Karriere heutzutage für viele eben doch noch bedeutet, dass sie aufsteigen wollen, in einer möglichst hohen Position arbeiten wollen. An meiner Uni werden wir für Managementpositionen ausgebildet und gerade da hört man bei vielen Jüngeren - ich bin da ja schon etwas älter ;-) - noch, dass sie unbedingt direkt als Manager in ein Unternehmen einsteigen wollen und salopp gesagt, dann nicht mehr arbeiten wollen, aber die Kasse klingeln soll.

Bedeutet Karriere jetzt eine hohe Position, seine Familie kaum noch zu sehen, immer unterwegs zu sein? Oder sagt Karriere, dass Träume verwirklicht werden sollen, egal in welche Richtung sie gehen?
Ich denke, gerade heute, in Zeiten des Fachkräftemangels, kann Karriere einfach vieles sein: Aufstiegsmöglichkeiten, Förderung, Festanstellung, möglichst hoher und guter Abschluss des Studiums, viel Geld, ein sicherer Job, unbefristete Arbeitsverhältnisse, usw. Es bleibt jedem selbst überlassen, welchen Weg er verfolgt und was er daraus macht. Karriere ist eben ganz individuell.

Foto: Nathalie Herper




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